Wie können wir in einer gespaltenen Welt neue Brücken bauen und die Demokratie schützen, damit sie sich als sozialer Raum entfalten kann, der möglichst vielen Menschen ein Leben in Würde ermöglicht? Welche Wege führen zurück zu einer lebendigen, inklusiven Demokratie?

In Zeiten der Spaltung – Demokratie schützen (3/5)

Wenn aus Meinungsverschiedenheit Feindschaft wird, muss man die Demokratie schützen.

Wie können wir in einer gespaltenen Welt neue Brücken bauen und die Demokratie schützen, damit sie sich als sozialer Raum entfalten kann, der möglichst vielen Menschen ein Leben in Würde ermöglicht? Welche Wege führen zurück zu einer lebendigen, inklusiven Demokratie?

Demokratie lebt vom Streit – aber sie stirbt am Hass. In vielen Ländern ist der gesellschaftliche Dialog in eine gefährliche Schieflage geraten. Was früher eine Debatte unter Andersdenkenden war, wird heute oft als Kampf zwischen „uns“ und „denen“ geführt. Polarisierung, Populismus und digitale Echokammern untergraben das demokratische Fundament – und machen es schwer, gemeinsame Lösungen für globale Krisen zu finden.

Dies ist der dritte Artikel einer Serie. 
Den ersten Artikel findest Du hier: 
Krisen unserer Zeit – Kunst, Spiel und Fantastik als Katalysatoren des kreativen Wandels (1/5)
Auch weitere Artikel und Themen-Talks von und mit Sascha Pogacar handeln von ähnlichen Themen, wie z.B. Kim Stanley Robinsons Klima-Zukünfte – ClimateFiction und Klimakrise, Zukünfte 2023 – Ein Versuch über Eskapismus, Klimazukünfte 2050, KI-Generatoren und den Blick zurück aus der Zukunft. oder Zukunft ohne Angst: Warum wir jetzt antidystopisch denken müssen. Weitere Inhalte von Sascha Pogacar finden sich auch unter https://www.narramur.de oder https://www.saschapogacar.de.

Die globale Krise der Demokratie

In den letzten Jahren ist ein besorgniserregender Trend zu beobachten: Weltweit geraten demokratische Institutionen unter Druck. Laut Demokratieindex leben nur noch 8 % der Menschheit in vollständigen Demokratien. Gleichzeitig nehmen autoritäre Tendenzen zu – gestützt durch Überwachung, Desinformation und das Schüren von Angst.

Die Ursachen sind vielfältig: wirtschaftliche Ungleichheit, politische Enttäuschung, kulturelle Identitätskrisen und nicht zuletzt das Gefühl vieler Menschen, in einer sich rasant verändernden Welt den Anschluss zu verlieren.

Polarisierung als Spaltungsmechanismus

In polarisierten Gesellschaften wird Politik zur Identitätsfrage: Nicht Argumente zählen, sondern Gruppenzugehörigkeit. Wer nicht „auf unserer Seite“ ist, wird als Gegner oder sogar Feind wahrgenommen. Dieses „Wir gegen sie“-Denken zerstört den demokratischen Dialog und öffnet die Tür für extreme Positionen.

Besonders gefährlich wird es, wenn Populist*innen diese Dynamiken bewusst verstärken – mit einfachen Antworten auf komplexe Probleme, mit Schuldzuweisungen statt Lösungen. Soziale Medien beschleunigen diesen Prozess, indem sie Inhalte bevorzugen, die Empörung und Bestätigung erzeugen – statt Verständnis und Differenzierung.

Was Demokratien schützt und widerstandsfähig macht

Trotz dieser Entwicklungen ist Demokratie kein Auslaufmodell – sondern ein anpassungsfähiges, lernendes System. Um ihr Überleben zu sichern, braucht es gezielte Maßnahmen:

  • Bildung für Demokratie: Politische und mediale Bildung, die kritisches Denken, Empathie und Dialogfähigkeit fördert.
  • Soziale Gerechtigkeit: Eine Politik, die Lebensrealitäten verbessert, Ungleichheit abbaut und Teilhabe ermöglicht.
  • Inklusive Entscheidungsprozesse: Neue Formate wie Bürgerräte, partizipative Budgets oder deliberative Foren stärken das Vertrauen in politische Institutionen.
  • Kultur des Zuhörens: Räume, in denen Menschen unterschiedlicher Herkunft ins Gespräch kommen – nicht nur über Fakten, sondern über Werte, Ängste und Hoffnungen.

Die Rolle von Kunst und Kultur im demokratischen Wandel

Kunst kann eine demokratische Funktion übernehmen, die weit über das Ästhetische hinausgeht. Sie schafft Orte der Reflexion, der Reibung, der Begegnung – und manchmal auch der Versöhnung. Theater, Film, Musik oder interaktive Installationen können Brüche sichtbar machen, Perspektiven wechseln lassen und Empathie wecken.

Ein eindrucksvolles Beispiel sind Theaterprojekte mit Jugendlichen aus politisch gespaltenen Milieus, die ihre Erfahrungen in gemeinsame Stücke verwandeln. Oder partizipative Ausstellungen, in denen Menschen mit unterschiedlichen Weltanschauungen zusammen ihre Geschichten erzählen.

Kunst kann den Dialog neu eröffnen – gerade dort, wo Worte allein nicht mehr reichen.

Digitale Räume demokratisch gestalten

Die Digitalisierung hat die politische Kommunikation grundlegend verändert – und mit ihr die Spielregeln der Demokratie. Deshalb braucht es auch hier neue Formen des Umgangs:

  • Plattformen, die Transparenz, Vielfalt und Fairness fördern.
  • Algorithmen, die nicht nur Klicks, sondern Gemeinwohl im Blick haben.
  • Digitale Bildungsangebote, die Nutzer*innen befähigen, Manipulation zu erkennen und konstruktiv zu debattieren.

Demokratie im 21. Jahrhundert muss – nicht nur, aber auch – digital verteidigt – und neu gedacht – werden. Es gilt, die Demokratie mit Worten und Taten zu schützen und mit Leben zu füllen.

Fazit: Demokratie ist mehr als ein System – sie ist eine Haltung

Sie verlangt nach Menschen, die sich einmischen, zuhören, mitgestalten. Sie lebt von der Vielfalt, von der Debatte, vom Glauben daran, dass wir gemeinsam besser entscheiden als autoritär regierte Systeme.

Angesichts wachsender Krisen brauchen wir demokratische Räume dringender denn je – als Orte kollektiver Intelligenz, sozialer Gerechtigkeit und kreativer Konfliktbearbeitung.


Ausblick: Im nächsten Artikel widmen wir uns der Kraft der Künste, der Fantastik und des Spiels – und zeigen, wie diese kreativen Räume dazu beitragen, unsere Resilienz zu stärken und neue Zukunftsbilder zu erschaffen.

Diese Artikelreihe soll Anstoß zur Diskussion und Anlass für Gespräche sein. Bei Fragen, Ideen, Gedanken, Kritik und Gesprächsbedarf stehe ich gerne unter der E-Mail sascha.pogacar@ivfsf.de, hier in den Kommentaren oder bei einem Offenen-Verbands-Talk, an jedem dritten Montag eines Monats ab 20:00 unter https://www.whereby.com/ivfsf, zur Verfügung.

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