Rollenspiel stiftet Hoffnung (2/3)
Unsere Welt ist voller Drachen. Sie tragen Namen wie Klimawandel, soziale Spaltung, Machtmissbrauch oder Sinnverlust. Sie verstecken sich in den Schlagzeilen, in alltäglichen Gesprächen, manchmal auch in unseren Gedanken. Doch wie im Märchen brauchen wir keine Helden mit Schwertern, sondern Menschen mit Fantasie und dem Mut, sich diesen Herausforderungen zu stellen. Genau hier kommt das Rollenspiel ins Spiel, denn Rollenspiel stiftet Hoffnung.
„Märchen sind mehr als wahr – nicht weil sie uns erzählen, dass Drachen existieren, sondern weil sie uns erzählen, dass Drachen besiegt werden können.“ – G.K. Chesterton
Dies ist ein Artikel einer Serie.
Der erste Teil der Serie ist hier: XXXXX
Auch weitere Artikel und Themen-Talks von und mit Sascha Pogacar handeln von ähnlichen Themen, wie z.B. eine hier beginnende Artikelserie: Krisen unserer Zeit – Kunst, Spiel und Fantastik als Katalysatoren des kreativen Wandels (1/5), Kim Stanley Robinsons Klima-Zukünfte – ClimateFiction und Klimakrise, Zukünfte 2023 – Ein Versuch über Eskapismus, Klimazukünfte 2050, KI-Generatoren und den Blick zurück aus der Zukunft. oder Zukunft ohne Angst: Warum wir jetzt antidystopisch denken müssen. Weitere Inhalte von Sascha Pogacar finden sich auch unter https://www.narramur.de oder https://www.saschapogacar.de.
Der Spieltisch als Spiegel der Welt
In einer fiktiven Welt begegnen wir dem Aussterben magischer Wälder – und verhandeln im Grunde den Umgang mit ökologischen Krisen. Wir erleben den zerbrechlichen Frieden zwischen verfeindeten Reichen – und erproben den Dialog in einer polarisierten Gesellschaft. Wir spielen Figuren, die sich gegen Tyrannei stellen – und lernen, Macht kritisch zu reflektieren.
Rollenspiel verwandelt abstrakte Probleme in greifbare Situationen. Es erlaubt uns, mit sicherem Abstand das Undenkbare zu denken und das Unlösbare auszuprobieren. Das fiktive Szenario wird zum Trainingsfeld für echte Herausforderungen. In diesem Spiegel der Gegenwart erkennen wir nicht nur unsere Welt wieder, sondern auch unsere Möglichkeiten, sie zu gestalten.
Handlungsfähigkeit statt Ohnmacht
Die Nachrichtenlage kann erdrückend sein. Die Probleme der Welt wirken oft zu groß, zu komplex. Doch im Spiel haben wir Einfluss. Jede Entscheidung verändert die Geschichte. Jede Handlung zeigt Wirkung. Diese Erfahrung ist mehr als Unterhaltung – sie ist empowernd.
Wer in einer Spielrunde erlebt, wie sich scheinbar unüberwindbare Probleme durch Zusammenarbeit, Kreativität und Dialog lösen lassen, nimmt dieses Gefühl von Wirksamkeit mit in den Alltag. Genau hier entsteht Hoffnung: nicht als Vertröstung, sondern als erlebte Selbstwirksamkeit.
Rollenspiel vermittelt: Du bist nicht machtlos. Deine Ideen zählen. Gemeinsam können wir etwas bewegen.
Geschichten, die zur Tat inspirieren
Die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit ist oft durchlässiger, als wir denken. Was wir im Spiel erleben, beeinflusst unsere Haltung, unsere Gespräche, unsere Entscheidungen. Wenn wir am Spieltisch lernen, zuzuhören, Verantwortung zu übernehmen und empathisch zu handeln, dann sind das keine bloßen Spielmechaniken – es sind Bausteine für eine bessere Gesellschaft.
Aus einem imaginären Abenteuer kann echte Motivation entstehen. Ein fiktionaler Konflikt kann Denkräume öffnen. Eine gemeinsam erzählte Geschichte kann den Wunsch wecken, auch im echten Leben aktiv zu werden. Darin liegt die stille, aber mächtige Kraft des Rollenspiels: Es schenkt uns Hoffnung, indem es uns zeigt, dass Veränderung möglich ist.
Hoffnung ist eine Entscheidung
In einer Welt, die von Krisen durchzogen ist, ist Hoffnung kein naives Gefühl – sie ist eine Haltung, eine bewusste Entscheidung. Rollenspiel kann uns dabei helfen, diese Entscheidung immer wieder neu zu treffen. Indem wir gemeinsam erzählen, spielen und reflektieren, erinnern wir uns daran: Wir sind nicht allein. Wir können handeln. Wir dürfen hoffen.
Der Spieltisch ist ein Anfang. Lass uns gemeinsam weitergehen.
Diese Artikelreihe soll Anstoß zur Diskussion und Anlass für Gespräche sein. Bei Fragen, Ideen, Gedanken, Kritik und Gesprächsbedarf stehe ich gerne unter der E-Mail sascha.pogacar@ivfsf.de, hier in den Kommentaren oder bei einem Offenen-Verbands-Talk, an jedem dritten Montag eines Monats ab 20:00 unter https://www.whereby.com/ivfsf, zur Verfügung.