Zukünfte 2023 – Ein Versuch über Eskapismus, Klimazukünfte 2050, KI-Generatoren und den Blick zurück aus der Zukunft.

Motivation

In der letzten Zeit verdirbt mir der Kontrast zwischen dem Erleben einer stark krisenhaften Welt und die gesellschaftliche und politische Unfähigkeit diesen Krisen zu begegnen, zunehmend die Laune. Die Klimakatastrophe, wachsende soziale und ökonomische Ungleichheit, Kriege sind nur ein paar Beispiele.

Wir wissen so viel über den Zustand unserer Welt, es gelingt uns als Gesellschaft aber nicht, etwas Substantielles daran zu ändern.

Für mich ist ein wichtiger und starker Wert des fantastischen Denkens in Fantasy, Horror und Science Fiction, gegenwärtige Zustände – in der fantastischen Verschiebung und Überzeichnung – zu beschreiben, spekulativ Lösungen zu entwickeln und vorzuschlagen.

Vieles, was ich da aber faktisch sehe, lese und höre sind meist dystopische Visionen und eskapistische Fluchten aus dem Alltag, ohne aber mit neuer Kraft zurückzukehren.

Fluchtbewegungen

Grundsätzlich spricht nichts gegen den Eskapismus, denn was könnte dagegensprechen aus einer negativ erlebten Situation fliehen zu wollen?

Das Fliehen in fantastische Welten kann zu Entspannung und Stressabbau verhelfen, indem man sich in eine andere Welt versetzt. Es kann die Kreativität fördern und auch zur Selbsterkenntnis beitragen, indem wir in unseren Fantasien Aufschluss darüber finden können, was wir uns vom Leben erhoffen und welche Werte und Ideale uns wichtig sind.

Allerdings besteht auch die Gefahr, dass die Rückbindung verloren geht und der Eskapismus nur dazu dient, Probleme und Herausforderungen zu vermeiden, anstatt sie zu bewältigen. Dann kann die Flucht dazu führen, dass wir unsere Verantwortlichkeiten und Aufgaben vernachlässigen und uns sogar von unseren Mitmenschen, unserem Alltag und unserer Gesellschaft isolieren und unser Leben verpassen.

Zurück zur Zukunft – Utopie, Dystopie und Eutopie

Eine Utopie ist eine idealisierte Gesellschaft oder Gemeinschaft, in der alles perfekt ist. Utopien sind Orte des Friedens und der Harmonie, in denen es keinen Konflikt, kein Leiden und keine Ungerechtigkeit gibt. Sie sind oft das Produkt von politischen oder sozialen Visionen und repräsentieren eine Welt, in der die bestehenden Probleme der Gesellschaft gelöst wurden.

Eine Dystopie hingegen ist das genaue Gegenteil einer Utopie. Es handelt sich dabei um eine fiktive Gesellschaft, in der die Bedingungen extrem schlecht oder unerträglich sind. Dystopien sind oft das Produkt von gesellschaftlichen Ängsten und Befürchtungen und stellen Szenarien dar, in denen die bestehenden Probleme der Gesellschaft eskalieren und außer Kontrolle geraten. Somit können sie auch als Warnung vor einer aktuell erkannten gesellschaftlichen Situation gesehen werden.

Eine Eutopie schließlich ist eine realisierbare, positive Utopie. Während Utopien oft als unrealistisch kritisiert werden, da sie ein perfektes Ideal darstellen, das nie erreicht werden kann, versuchen Eutopien, ein optimistisches, aber erreichbares Ziel zu setzen. Eutopien repräsentieren eine positive Vision der Zukunft, die durch konkrete politische oder soziale Veränderungen erreicht werden kann.

Damit sind Eutopien Ernst Blochs Begriff der konkreten Utopie sehr nahe. Blochs konkrete Utopie ist stark mit seiner Theorie des „Noch-Nicht-Seins“ verbunden. Er argumentiert, dass die Zukunft noch nicht feststeht, sondern im ständigen Fluss und Wandel ist. Jede konkrete Handlung im Hier und Jetzt hat das Potenzial, die Zukunft zu gestalten und zu verändern.

Daher ist die konkrete Utopie nicht nur eine Vision der Zukunft, sondern auch ein aktiver Prozess der Veränderung und Transformation. Er betont die Rolle von Hoffnung und Sehnsucht als treibende Kräfte für soziale Veränderungen und Revolutionen. Die konkrete Utopie ist nicht nur ein futuristisches Ideal, sondern auch ein mächtiges Werkzeug für die soziale und politische Kritik und Transformation.

Sie ist kein festgelegtes Ziel oder Ende, sondern ein ständiger Prozess der Suche und des Strebens nach einer besseren und gerechteren Gesellschaft. In diesem Sinne ist die konkrete Utopie eine ständige Herausforderung und Einladung, die Welt immer wieder neu zu denken und zu gestalten.

Womit wir wieder ganz konkret in der Gegenwart angekommen wären.

Klimazukünfte 2050

Gerade in einer krisengeschüttelten Zeit ist es – für die eigene Gesundheit und die gesellschaftliche Entwicklung – wichtig, immer wieder auch positive Zukünfte zu entwerfen und sich Gedanken über den Weg dorthin zu machen.

Wie schwierig das aktuell sein kann, haben auch schon andere erkannt. Ich habe z.B. über das Projekt Zeitenwende – Kongress der Utopien schon berichtet.

Eine weitere Anregung in diesem Kontext aktiv zu werden ist der mit Preisen bewehrte Literaturwettbewerb KLIMAZUKÜNFTE 2050, der jetzt in die zweite Runde geht. Der Literaturpreis KLIMAZUKÜNFTE 2050 soll Menschen jeden Alters, sich mit dem Klima und möglichen Zukünften auseinanderzusetzen und diese literarisch vorzustellen.

Möglich sind alle Formen der kurzen literarischen Auseinandersetzung, sei es Prosa oder Lyrik, als Science-Fiction-Erzählung, Dystopie oder Utopie, als Fabel oder Märchen. Auch Graphic Novels und Slam-Poetry-Texte sind willkommen. Wichtig ist, dass die Schreibenden eine eigene Erzählform finden, die ihre Gedanken und Gefühle zugänglich machen: Wie wird das Leben in Deutschland, Europa und der Welt im Jahre 2050 aussehen?

Der Preis KLIMAZUKÜNFTE 2050 wird in den Kategorien Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene vergeben. Mindestens zehn Beiträge jeder Kategorie werden in einer Preisanthologie als gebundenes Buch und E-Book im Hirnkost Verlag veröffentlicht.

Deadline ist der 31.03.2024!

Weitere Informationen dazu findet ihr hier: https://klimazukuenfte2050.de/

KI-Generatoren und der Blick zurück aus der Zukunft

Nicht nur beim Interessenverband Fantasy und Science Fiction e.V. wird eifrig über diese Technologien der Large Language Models, ChatGPTs und Text- und Bildgeneratoren gesprochen und nachgedacht. Unser Alltag ist voll davon und auch ich habe sie genutzt, um diesen Text zu schreiben und mich bei folgenden gedanklichen Bewegungen zu unterstützen.

Ich habe folgendes Problem: Ich beschäftige mich seit langem mit Utopien, Dystopien und Eutopien, Science Fiction, Cyber- und Solarpunkt, Fantasy, unserer Geschichte, Kultur und Politik. Obwohl ich weiß, dass positive Zukünfte möglich sind und immer schon waren, genauso wie die negativen, fallen mir aktuell einfach keine positiven Zukünfte und Wege dorthin ein. Also habe ich begonnen, mir eine Motivation zu bauen, mich mehr anzustrengen. Ich habe mich vor einen Bildgenerator gesetzt und mir überlegt, wie denn die Kinder aus ihrer Zukunft – nach meinem aktuellen Bild von dieser – auf uns zurückblicken würden.

So sah etwa der Prompt aus:

„full body [drawing / photo] of a 11 year old [various] girl and boy in torn clothes, angry face, standing in a junkyard in the ruins of a post apocalyptic city on a very hot day [+ extra adjustments]“

Hier sind ein paar ausgewählte Ergebnisse, die nicht perfekt sind, aber einen Punkt machen.

Sascha Pogacar: „Blick zurück v02“ (2023 – geupdatete Version 16.10.2023)) – mit https://tensor.art 35 generierte Bilder

Zumindest mich haben sie soweit motiviert, dass ich mich doch aus meinem negativen Weltbild aufraffe, um zu sehen, ob ich nicht etwas tun, schreiben, schaffen, kreieren, anschieben kann, das etwas dazu beiträgt, dass diese Blicke aus der Zukunft in die Vergangenheit – unsere Gegenwart – anders aussehen können.

Manchmal ist es einfacherer gemeinsam etwas zu schaffen, wenn man sich mit anderen austauschen, sich gegenseitig beflügeln, aber auch helfen und stützen kann. Dazu ist dieser Verein auch da.

Und du? Wie sieht es bei dir aus?

Möchtest du auch etwas tun? Lass uns beim nächsten Offenen Verbands-Talk (OVT) darüber sprechen.

Der nächste OVT ist am kommenden Montag, den 18.09. 2023, der darauf folgende am 16.10. 2023 und dann am 20.11. 2023, jeweils ab 20:00 unter: https://www.whereby.com/ivfsf

Du kannst mir natürlich auch gerne eine E-Mail schreiben: sascha.pogacar@ivfsf.de

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