Rollenspiel ist ein Labor der Menschlichkeit (3/3)
Rollenspiel ist nicht nur ein kreatives Spiel – es ist ein Erfahrungsraum. Ein Raum, in dem wir einander begegnen, uns selbst erforschen und eine andere Welt ausprobieren können. Es ist ein Labor der Menschlichkeit. Wer sich darauf einlässt, entdeckt: Die fiktiven Geschichten, die wir erzählen, können unser echtes Leben verändern, Empathie, Inklusion und Wertewandel fördern. Rollenspiel ist ein Labor der Menschlichkeit – oder kann es zumindest sein.
Dies ist ein Artikel einer Serie.
Der erste Teil der Serie ist hier: XXXXX
Auch weitere Artikel und Themen-Talks von und mit Sascha Pogacar handeln von ähnlichen Themen, wie z.B. eine hier beginnende Artikelserie: Krisen unserer Zeit – Kunst, Spiel und Fantastik als Katalysatoren des kreativen Wandels (1/5), Kim Stanley Robinsons Klima-Zukünfte – ClimateFiction und Klimakrise, Zukünfte 2023 – Ein Versuch über Eskapismus, Klimazukünfte 2050, KI-Generatoren und den Blick zurück aus der Zukunft. oder Zukunft ohne Angst: Warum wir jetzt antidystopisch denken müssen. Weitere Inhalte von Sascha Pogacar finden sich auch unter https://www.narramur.de oder https://www.saschapogacar.de.
Identität spielend erkunden
Wenn wir in andere Rollen schlüpfen, sind wir nicht nur jemand anders – wir sind zugleich auch mehr wir selbst. Wir dürfen neue Seiten an uns ausprobieren: mutiger sein, verletzlicher, klüger oder eigensinniger. Rollenspiel erlaubt, mit der eigenen Identität zu experimentieren, ohne reale Konsequenzen zu fürchten. Und manchmal entdecken wir dabei ungeahnte Stärken oder lange verborgene Wünsche.
Dieser Prozess ist nicht nur spielerisch, sondern tief menschlich. Denn je besser wir uns selbst verstehen, desto empathischer können wir anderen begegnen. Das Spiel wird zum Spiegel unserer Möglichkeiten – und zugleich zum Fenster in andere Lebensrealitäten.
Vielfalt am Spieltisch
Pen-&-Paper-Rollenspiel ist inklusiv, wenn wir es so gestalten. Jede Stimme am Tisch zählt – unabhängig von Herkunft, Status, Gender oder Erfahrung. Wenn alle gemeinsam erzählen, entsteht ein Raum der Gleichwertigkeit. Hier zählt nicht, wer du im Alltag bist, sondern welche Ideen und Visionen du mitbringst.
Rollenspiel kann Gemeinschaft erfahrbar machen: solidarisch, neugierig, wertschätzend. In einem gut geleiteten Spiel lernen wir, uns gegenseitig Raum zu geben, zuzuhören, zu unterstützen. Konflikte werden nicht verdrängt, sondern kreativ verhandelt – mit Würfeln, Worten und Fantasie.
Werte im Wandel – spielerisch durchdacht
Im Spiel begegnen wir moralischen Dilemmata, ethischen Fragen, Situationen ohne einfache Antworten. Was ist richtig? Für wen? Was wäre, wenn…? Das Spiel erlaubt, solche Fragen durchzuspielen – ohne Angst, etwas falsch zu machen. Diese Freiheit macht ehrlich.
Wir erleben, wie es ist, in einer Gesellschaft mit völlig anderen Werten zu leben – und reflektieren dabei unsere eigenen. So entsteht ein Raum für kritisches Denken, für Neubewertung, für Wandel. Rollenspiel ist keine Predigt, sondern ein Dialog auf Augenhöhe.
Reflexion als Resonanzraum
Nach dem Spiel beginnt oft das Verstehen. Wenn wir gemeinsam zurückblicken – Was hat berührt? Was hat überrascht? Was bleibt? – verwandelt sich das Spielerlebnis in eine nachhaltige Erfahrung. Reflexion schafft Verbindung: zur Geschichte, zur Gruppe, zu uns selbst.
Diese Verbindung ist der Nährboden für echte Veränderung. Denn wer sich im Spiel als wirksam erlebt hat, wer sich gesehen, gehört und verstanden fühlte, nimmt dieses Gefühl mit hinaus in die Welt. Dort kann es wachsen – in Gesprächen, Projekten, Beziehungen.
Eine Einladung zur Menschlichkeit
In einer Zeit, in der Polarisierung, Misstrauen und Entfremdung zunehmen, ist jede Form der menschlichen Begegnung wertvoll. Pen-&-Paper-Rollenspiel kann ein Ort sein, an dem Menschlichkeit geübt, gepflegt und gefeiert wird. Ein Ort, an dem wir uns daran erinnern, was uns verbindet – trotz aller Unterschiede.
Lasst uns diesen Ort gemeinsam gestalten. Mit Empathie, Kreativität und der Bereitschaft, uns selbst und die Welt immer wieder neu zu entdecken.
Diese Artikelreihe soll Anstoß zur Diskussion und Anlass für Gespräche sein. Bei Fragen, Ideen, Gedanken, Kritik und Gesprächsbedarf stehe ich gerne unter der E-Mail sascha.pogacar@ivfsf.de, hier in den Kommentaren oder bei einem Offenen-Verbands-Talk, an jedem dritten Montag eines Monats ab 20:00 unter https://www.whereby.com/ivfsf, zur Verfügung.